Anwälte und Masseverwalter orten viele Indizien

WIEN (SN-gs). Nach der Pleite des Baukonzerns Alpine gibt es immer stärkere Indizien dafür, dass bei dem Unternehmen seit Jahren die Bilanzen geschönt wurden, um den Zusammenbruch zu verhindern. Das Thema steht auch im Zentrum der Ermittlungen bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft.

Große Bedeutung hat es besonders für bis zu 8000 Anleihezeichner, denn sie müssen mit einem Totalverlust von 290 Mill. Euro rechnen. Anwälte verfolgen dabei mehrere Stoßrichtungen – in einer davon wird die Rolle des Alpine-Wirtschaftsprüfers Deloitte hinterfragt. Der Wiener Anwalt Benedikt Wallner, der einige Dutzend Anleihegläubiger vertritt, will die Emissionsbanken in Anspruch nehmen, die die Ausgabe von drei Unternehmensanleihen von 2010 bis 2012 begleitet haben. „Ich lasse nicht gelten, dass die Banken über den wahren Zustand bei Alpine nicht informiert waren", sagt er. Wallner hat den Wiener Wirtschaftsprüfer Manfred Biegler mit einer Analyse der Alpine-Jahresabschlüsse beauftragt. Biegler: „Eine verlustfreie Bewertung, bei der alle relevanten Risiken berücksichtigt wurden, kann nicht stattgefunden haben." Es gebe Informationen, dass in Südosteuropa mit Zustimmung der spanischen Alpine-Eigentümer FCC Aufträge übernommen wurden, die von vornherein verlustträchtig waren. Aus Bieglers Analysen zieht Wallner den Schluss, dass schon die erste Anleihe 2010 nicht mehr hätte ausgegeben werden dürfen. Ein Jurist, der nicht genannt werden will: „Schon im Abschluss 2009 hat der Wirtschaftsprüfer Deloitte auf die hohen Forderungen hingewiesen. Darauf ist man in den folgenden Jahren aber nicht mehr genauer eingegangen."

Quelle: Salzburger Nachrichten, 3.10.2013