Erste Bank soll Interessenkonflikt verschwiegen haben. Sie weist die Vorwürfe zurück.
Die Milliarden-Pleite des Baukonzerns Alpine wird die Justiz noch lange beschäftigen. Denn: Jenen Banken, die drei Alpine-Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 290 Millionen Euro an Tausende Anleger verkauften, droht eine Prozesslawine.
So fährt Anwalt Wolfgang Haslinger, der mehr als 50 geschädigte Anleihezeichner vertritt, schwere Geschütze gegen die Erste Bank auf. Sie zählt auch zu den Hauptgläubigern des Alpine-Konzerns.
„Aufgrund der Portfolio-Zusammensetzung meiner Mandanten habe ich festgestellt, dass offenbar jene Banken wie die Erste Bank, die große Außenstände bei der Alpine hatten, besonderes Interesse daran zeigten, ihren Kunden die Alpine-Anleihen zu verkaufen“, sagt Haslinger zum KURIER. „Damit haben sie das Risiko der Bank auf die Kunden überwälzt.“ Nachsatz: „Das ist ein klassischer Interessenkonflikt nach dem Wertpapier-Aufsichtsgesetz, darüber hätte die Erste Bank die Anleger aufklären müssen.“
Der Anwalt wirft den Gläubigerbanken weiters vor, dass ihnen die laufende Verschlechterung der Bonität der Alpine – im Gegensatz zu den Anlegern – bekannt gewesen sei und die Alpine-Anleihen im Endeffekt „Hochrisiko-Produkte“ waren. Derzeit bastelt Haslinger an einer Sammelklage u. a. gegen die Erste Bank.
Alles gesetzeskonform
Indes weist die Erste Group Bank AG die Vorwürfe zurück. „Wie andere Banken auch, hat die Erste Bank auf Basis eines gesetzeskonformen mit der Aufsicht abgestimmten und öffentlich aufgelegten Prospektes die Anleihen verkauft“, kontert Erste-Sprecher Michael Mauritz. „Zu dieser Zeit bilanzierte die Alpine positiv. Die Beratung der Kunden erfolgte korrekt – im Prospekt werden alle Risiken und Chancen korrekt aufgelistet.“
Auch sei das Risiko eines Totalausfalls angeführt worden, „wobei es zur Zeit der Anleihe-Verkäufe dafür keine Anzeichen gab“. Mauritz: „Im Übrigen sieht sich die Erste als Kreditgeber selbst als Opfer der Alpine-Pleite.“
Auch Anlegeranwalt Benedikt Wallner, der mehr als 200 Alpine-Anleger vertritt, tüftelt bereits an einer „Sammel-Intervention“ gegen Banken. Dazu will er einen Prozessfinanzierer ins Boot holen. Und um jene Anleger, die keine Rechtsschutzversicherung haben und sich eigentlich keine Klage leisten können, will sich die Arbeiterkammer Wien kümmern.
„Wir prüfen derzeit eine Sammelklage-Aktion“, bestätigt Gabriele Zgubic von der Arbeiterkammer Wien dem KURIER. „Es gibt Ansatzpunkte, aber man muss sich das inhaltlich noch genau ansehen.“ Sie geht davon aus, dass es insgesamt bis zu 10.000 geschädigte Anleihe-Zeichner gibt.
Quelle: kurier, 16.9.2013