Mehr Sicherheiten, teurere Kredite stehen damit ins Haus
Basel II, ein Abkommen zur Eigenkapitalstärkung der Banken – hat das mit dem Leben der Bankkunden irgendetwas zu tun? Es hat, und ob. Kredite müssten in Zukunft von der vergebenden Bank mit 8% Eigenkapital unterlegt werden, liest man über Basel II meist.
Das freilich ist der Inhalt von Basel I und geltende Vorschrift seit 1988. Basel I kennt vier Risikoklassen, und die 8% sind vom jeweiligen Risikofaktor zu rechnen: In der Klasse 100% (das gesamte Massengeschäft) also tatsächlich 8%, in der 50%-Klasse 4%, in der 20er-Klasse (meist Kredite von Banken untereinander) 1,6%, und in der Null-Klasse (OECD-Länder) ist keine Eigenkapitaldeckung nötig.
Basel II standardisiert nun mit einem Ratingsystem soweit wie möglich, welcher Kunde in welcher Klasse eingestuft wird. Und es stockt die Risikoklassen von vier auf acht auf und führt zudem eine Absicherung gegen Fehler der Mitarbeiter oder des Computers ein; wenn bis dato die Eigenkapitalbesicherung höchstens 8% der Kreditsumme betrug, so muss die Bank ab 2005 für einen Kredit der neuen Höchststufe (ins bisherige System „übersetzt“: Risikoklasse 1.250%) unvorstellbare 115% des Darlehensbetrags Eigenkapital „beiseite legen“.
Weniger Kredite
Da aber das Eigenkapital dadurch um keinen Cent mehr wird, heißt das: Für genauso viel Eigenkapital wie bisher gibt es bedeutend weniger Kredite (oder müssen vom Kunden weit höhere Sicherheiten gestellt werden).
In vollem Umfang gilt all das erst ab einer Million Euro Kreditvolumen. Aber die Banken sind dabei, ihre gesamte Kreditgebarung an Basel II zu adaptieren – auch für Private. Einige Banken haben bereits selbst gestrickte „Kreditscoringprogramme“ eingerichtet, die für das Rating des (auch privaten) Kunden sorgen: Alle zur Bonität erhobenen Daten werden in den Computer eingegeben, und der spricht eine Empfehlung aus, nach Kriterien, die nicht einmal die Angestellten selbst zur Gänze kennen.
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Quelle: STANDARD / 30.12.2002 / Seite 14 / von Robert Schlesinger