In den vergangenen Tagen hat sich das Medieninteresse an den Schiffsbeteiligungen wieder verstärkt. Und auch die heftig kritisierte Emittentin MPC meldete sich zu Wort.
Das Investment hätte eigentlich zur Vorsorge für den Ruhestand dienen sollen. Fast vier Jahre nach dem Kauf der Fondsanteile im Sommer 2008, ist es aber fast sicher, dass die 116.000 Euro der Anleger verloren sind. Denn es handelte sich um den Schiffsfonds „HCI Shipping Select 26", ein Pool bestehend aus acht Schiffen. Vier davon sind mittlerweile insolvent. Die Anleger fühlten sich von ihren Bankberatern der Erste Bank nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt und zogen als erste in Sachen Schiffsfonds in Österreich vor Gericht (FONDS exklusiv berichtete).
Die Verhandlung ist mittlerweile abgeschlossen, es gibt aber noch kein Urteil, teilt der beteiligte Anwalt Benedikt Wallner auf Anfrage mit. In das Bild der „alten und ganz ahnungslose Anleger", wie es einige Medienberichte in den letzten Tagen gezeichnet haben, würden seine Klienten nicht passen: „Ich wehre mich strikt dagegen so zu tun, als wären etwa nur Unbedarfte auf überzogene Versprechungen hereingefallen! Sondern der Vertrieb hatte schon Methode, und mit halbwahren Versprechungen und wesentlichen Verschweigungen hat man selbst die kritischen Interessenten flächendeckend in Hochrisikoprodukte gelockt." Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Rund 1.900 Anleger aus Deutschland und Österreich haben sich mit insgesamt 68 Mio. Euro am Fonds beteiligt, ihnen droht nun der Totalverlust. Wer bisher keine Klage gegen seine Bankberater oder gegen den Emittenten angestrengt hat, wird allerdings ein Problem mit der dreijährigen Verjährungsfrist bekommen, warnen deutsche Anlegeranwälte. Denn die versprochenen Ausschüttungen sind bereits im Jahr 2009 ausgeblieben.
„Wir haben uns nichts vorzuwerfen"
Im Zentrum des Orkans steht auch die deutsche Fondsgesellschaft Münchmeyer Petersen Capital (MPC), die bis vor kurzem sogar eine Tochterfirma in Wien unterhalten hat. Ihr Kühlschiffsfonds "Reefer Flottenfonds 1" etwa braucht 11 Mio. Euro frisches Kapital von den Anlegern um nicht zahlungsunfähig zu werden. "Unser Ziel ist es, mit dieser Überbrückung den drohenden Verlust weitestgehend zu reduzieren", sagte dazu Kurt Cowling, Vorstand der MPC Capital Austria gegenüber den Nachrichtendienst pressetext.at. Der ebenfalls gefährdete Schwesternfonds „Reefer Flottenfonds 2" hat es bereits in einem ganz anderen Zusammenhang in die Medien geschafft. Die Stiftung Gertrud Meschar unter Führung von Nationalratspräsident Martin Graf und seiner FPÖ-Freunde war 2007 eingestiegen, was den Stiftungsvorständen den Vorwurf der Spekulation mit dem Geld der betagten Dame einbrachte. Die Abstimmung der Anleger im Herbst 2012 über einen Kapitalzuschuss ging im Falle des „Flottenfonds 2" übrigens positiv aus, wie MPC gegenüber FONDS exklusiv mitteilte. Über das weitere Vorgehen werde noch mit den Banken verhandelt.
Zu den Anleger-Verfahren, die u.a. auch die MPC betreffen, wollte Kurt Cowling noch nicht konkret Stellung nehmen. Jedenfalls hätten sich die Schiffsfonds über mehrere Jahre gut bewährt, sagte er zu pressetext.at. Für die nähere Zukunft ist Cowling optimistisch: "Wir haben uns von der Produktseite her nichts vorzuwerfen. In wirtschaftlicher Hinsicht werden sich Angebot und Nachfrage bei Containerschiffen 2014 wieder einpendeln. Ich glaube, 2015 und 2016 werden wir dann deutliche Aufwärtsbewegungen sehen."
Mehr zum Thema Schiffsfonds finden Sie hier aus der Ausgabe 4/2012 zum Nachlesen.
Quelle: Thomas Müller, fondsexklusiv.at, 25.2.2013