Vor Gericht. Prozessstart gegen Karl Petrikovics und weitere. Ein Angeklagter erschien nicht. Viele Geschädigte vor Ort.
Wien. Am Dienstag um 9 Uhr startete im Wiener Straflandesgericht der erste Prozess in der Causa Karl Petrikovics - der frühere Vorstand der Immofinanz/Constantia-Gruppe. Anders als etwa bei Ernst Strasser oder Alfons Mensdorff-Pouilly führte das Gericht die Verhandlung nicht im großen Schwurgerichtssaal, sondern im wesentlich kleineren Saal 203 durch.
Auf den Zuschauerrängen nahmen zahlreiche Gerichtskiebize Platz - sowohl Vertreter auf Petrikovics' Seite als auch Anlegervertreter wie etwa Prozessfinanzierer.
Inhalt des am Dienstag startenden Prozesses ist der so genannte "Faktenkreis Hable": Es geht hier um rund 20 Millionen €, die Petrikovics und weitere Vorstände mit Hilfe des Treuhänders Hable veruntreut haben sollen. Petrikovics wiederum betonte stets, dass ihm und anderen die Summe aufgrund einer zugesagten Beteiligung an Immoeast-Kapitalerhöhungen zugestanden sei.
Mit-Vorstand krank
Insgesamt waren fünf beschuldigte angeklagt: Petrikovs, Ex-Immofinanz-CFO Christian Thornton, der frühere stellvertretende Aufsichtsratschef der Constantia Privatbank Helmut Schwager und Treuhänder Hable. Der Angeklagte Mit-Vorstand Norbert Gertner erschien nicht - aus Krankheitsgründen. Sein Verfahren wurde von der Richterin "zur Vermeidung von Verzögerungen" ausgeschieden.
Der Andrang der Geschädigten war groß: Die Immofinanz schloss sich gleich mit einer Schadenforderung von rund 25 Millionen € dem Prozess an. Daneben waren auch alle namhaften Anlegeranwälte (Kanzleien Poduschka, Christandl, Kraft/Winternitz, Anwalt Benedikt Wallner uva.) zum Prozess erschienen, die teils mehrere Hundert Aktionäre vertreten.
Gegen 9.15 Uhr wurde von der Verteidigung der Antrag eingebracht, dass das von Gutachter Altenberger angefertigte Gutachten nicht in den Prozess einzubeziehen sei - er sei befangen. Schwagers Anwalt Zanger stellte gar in den Raum, dass in der Causa Birnbacher ein Ermittlungsverfahren gegen den Gutachter im Laufen sei, um die Vertrauenswürdigkeit des Gutachters zu erschüttern.
Vermögen eingefroren oder es wird darum gestritten
Um 9.25 Uhr startete die Einvernahme von Karl Petrikovics. Er sei derzeit angestellter Geschäftsführer der S&F Immobilien GmbH. Sein Vermögen musste er - wie jeder Beschuldigte - auch offen legen und verwies auf den Akteninhalt. Es bestehe aus zwei Zinshäusern, sieben Zinshausanteile, 14 Eigentumswohnungen und Beteiligungen an Gesellschaften ("ehemaligen Steuermodellen"), die laut Petrikovics "eher mit Null" zu bewerten seien. Er besitzt auch 250.000 Immofinanz und 100.000 (mittlerweile getauschte) Immoeast-Aktien, das Depot sei aber gesperrt. Petrikovics war das Erörterung eher unangenehm, er verwies öfters auf den Akteninhalt. Die Richterin wies ihn zurecht, dass man bei einer öffentlichen Verhandlung die "Generalien" eben erörtern müsse. Weiters habe er noch 3,5 Millionen € Barvermögen, um 15 Millionen prozessiere er gerade. Dem stünden auch circa "vier Millionen €" Schulden "wegen der aufgezählten Immobilien" gegenüber, so Petrikovics.
Schwagers Vermögen sei "großteils vom Staatsanwalt blockiert." Schwager besitze mehrere Immobilien bzw. Anteile daran und ein Wertpapierdepot im Wert von etwa 3,5 Millionen €.
Thornton verdiene nun als Selbstständiger "circa 4500 € netto monatlich". Er ist am elterlichen Steinmetzbetrieb beteiligt, sein Barvermögen sei mittlerweile auf 100.000 € geschmolzen und er besitze noch 20.000 Immofinanz-Aktien.
Quelle: Oliver Jaindl, Wirtschaftsblatt, 22.01.2013